Um 1888 vollendet und wohl drei Jahre später wieder mit der Pointillismus-Technik aufgenommen, steht Penombre in einer Zwischenphase zwischen der frühen, noch der spätromantisch-realistischen Tradition anhaftenden Entstehung Previatis und dem verhängnisvollen Neugang seiner Malerei übernimmt den Divisionismus als Instrument, eher poetisch als technisch. Die Komposition ist auf der Nahaufnahme zweier Liebender orchestriert, die sich umarmen, als wären sie ein einziger Körper vor dem „hellen argentinischen Grau des Glases“, das ihre dunklen Silhouetten in Mondschein umreißt. Die evokative Wirkung der Verschmelzung von Kleidungsstücken und Anatomien in der Dunkelheit des Raums wird durch einen fadenförmigen und mäandrierenden Pinselstrich wiedergegeben, der die Volumen umreißt und mit reinen und brillanten Farbtönen auf den Schultern und Rücken von Liebenden, auf den Haaren und auf den Gesichtern aufleuchtet berührt durch das schwache Licht, das aus dem gotischen Fenster im Hintergrund kommt. Die beiden Münder verbinden sich; während die geschlossenen Augen das Vergnügen verbergen. Es herrscht eine fast religiöse Stille; die Stille des Seins, die einen Moment der Befriedigung erreicht, Der Kuss inszeniert den Archetyp des Gefühls, spirituelle Liebe, die Liebe der Seelen, die sich suchen und wollen.