„Ich habe René Magritte noch nie gesehen.
Vielleicht irre ich mich, aber ich hatte immer den Eindruck, dass er zum Lachen in den Keller gehen musste. Leidete er unter großer Einsamkeit oder unter innerer Kälte? Ich bin auch nicht der Geselligste, aber in seinem Wesen und in seinen Bildern sehe ich etwas Abstoßendes oder zumindest mir Fremdes. Um es klarer zu sagen: Ich erkenne die elegante, tragische Hilflosigkeit seines Atheismus. Vielleicht (und ich sage "vielleicht" nur, weil ich kein klares Urteil vorgeben will) hat er das Beste getan, was der damalige "Klassische Surrealismus" erreichen konnte. Seine Entgleisungen, ich denke vor allem (aber nicht nur) an seine „impressionistische Phase“, zeigen die Tragik derer, die nie einen Weg gehen und dabei zwangsläufig verloren gehen. Aber Künstler haben das Recht, für ihre beste Arbeit beurteilt zu werden. Wer malen will und es logischerweise noch nicht kann, ist fasziniert von Vorbildern und wird versuchen, diese nachzuahmen. Aber er soll sich nicht mit dem jeweiligen Vorbild identifizieren, sondern bald andere Wege einschlagen, denn jeder hat sein eigenes Innenleben, sein eigenes Jenseits, und nur das gehört ihm. Kein Surrealist kann von einem anderen kopieren. Was er malt, wird zwangsläufig zu etwas bisher Unbekanntem, ja Unbegreiflichem. Ob man das "Surrealismus" nennen soll oder nicht, ist unerheblich. Sie fragen mich, inwieweit mich René Magritte in meiner Arbeit beeinflusst hat. Nun, ich habe mir ihre Fotos angesehen und darüber nachgedacht. Manchmal habe ich bewusst Motive von ihm zitiert oder weiterentwickelt. Ich habe so etwas bei Michelangelo und Tizian gemacht, sozusagen aus Bewunderung. Und vielleicht ist etwas aus Faulheit oder Unbewusstem in mich hineingerutscht.
Aber nicht alle Äpfel werden irgendwo gestohlen.“
Text von Wolfang Lettl
Titel: Mr. Magrittes Hut
Autor: Wolfang Lettl
Datum: 1976
Technik: Ölgemälde auf Leinwand
Ausgestellt in: LETTL - Museum für surreale Kunst
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